Mittwoch, 27. Januar 2010

Change...

Dieses Wort war maßgeblich für Barack Obama's Wahlkampf zur US-Präsidentschaft. Damit signalisierte er der Welt, er wolle etwas verändern. Nun, wie jeder weiß, der gute Mann ist derzeit Präsident der Vereinigten Staaten und konnte anfangs positive, nein sogar euphorische Stimmung weltweit ausgelöst. Natürlich, Skeptiker gab und gibt es immer wieder. Im großen und ganzen war jedoch die Welt begeistert. "Change", ein kleines Wort, eigentlich nicht viel aussagen und doch kann es so viel bedeuten. Was für ihn die Präsidentschaft war, muss für mich ein großer Teil meines Lebens sein.

Blicken wir wenige Monate zurück. Eine Beziehung beendet, zwar eine Achterbahn der Gefühle aber sicherlich keine die ich nicht missen will. Kennt ihr das Gefühl in den Tag hineinzuleben? Das hab ich danach oftmals getan. Die Stunden in der Arbeit regelrecht "abgesessen", wildes Herumgeklicke und -surfen auf wahllose Internetseiten oder sozialen Netzwerken und kaum Motivation zu den nötigen Tätigkeiten. Klar, diese wurden zwar erfüllt doch nicht mit dem Ehrgeiz der gefordert oder angebracht wäre. Das Projekt Mathematik-Matura lief nebenbei irgendwie mit. Jeden Dienstag ein paar Stunden mit Zahlen, Formeln und einer Junglehrerin abquälen und dann wird's schon irgendwie gehen. Nun, der Dezember zeigte auf, es ging dann doch nicht. Selbst schuld, nur auf göttliche Eingebung am Prüfungstag zu warten, war dann schlussendlich nicht genügend.

Der August brachte eine positive, wenngleich auch überraschende Wendung. Eine Schulkollegin und auch Ex-Freundin trat wieder in Erscheinung. Oftmals habe ich an sie gedacht (war sie doch die letzte Freundin für einen langen Zeitraum) und trotzdem habe ich nicht damit gerechnet sie wieder zu sehen, oder so oft wie es dann kam seit diesem sonnigen Tag im August. Ewig lange sind wir draußen gesessen und haben über alte Zeiten siniert und unsere beiden Leben der letzten Jahre Revue passieren lassen. Egal wie spät es war, wie kalt es dann nachts doch wurde, ob es das erste oder dritte Bier war, ob am nächsten Tag gearbeitet werden musste - es gab so viel zu erzählen, lachen, nachdenken oder sich einfach nur schweigend ansehen.
Dank der jungen und bezaubernden Tochter und der sich schnell ergebenden Regelmäßigkeit der Besuche, machte sich ein gewisses Gefühl der Vertrautheit breit. Ein wärmendes und erstrebenwertes Gefühl. Irgendwie war es eine Regelmäßigkeit die sich einstellte. Keine dieser langweiligen oder nervenden Regelmäßigkeiten, wie die sich ständig wiederholende Musik im Radio, die ewig gleichen und unlustigen Kommentare gewisser Mitmenschen oder die sich immer wieder überschlagenden Schreckensmeldungen aus aller Welt. Nein, ich spreche von einer freudigen Regelmäßigkeit. Sich darauf freuen, dass man nach der Arbeit zwei geliebte Menschen wieder sieht, mit ihnen den Tag verbringen kann - am Leben teilnimmt. Schon fast wie eine kleine Familie.

Viel Zeit und Energie habe ich gebraucht, auch Rückschläge, mahnende oder negative Kommentare. Ich würde auf Irrpfaden wandern oder meine Gutmütigkeit würde ausgenützt werden. Doch Sturrschädel wie ich ich bin ließ ich mich weiterhin nicht beirren und verfolgte mein Ziel. Abermals forderte das viel Energie und Kraft, da es sicherlich ein harter und steiniger Weg war. Ein Wechselbad der Gefühle aus Freude und Unverständnis, aus Spaß und Durststrecken, aus Leidenschaft und Distanz und noch so viel mehr.
Nur dieses eine Ziel vor Augen, ignorierte ich so viele andere Dinge mehr. Meine Freunde, denen ich kaum noch mehr Aufmerksamkeit oder Beachtung schenken konnte, meiner Familie, die immer mehr in den Hintergrund rückte, meine Finanzen, die mich langfristig noch weiter beschäftigen werden, meine Arbeit, die beinahe zu einem notwendigen Übel verkam oder auch meine vielen privaten Engagements.
An dieser Stelle ein großes tut mir leid! Namentlich an Johannes, Christoph, Sabine, Stefanie, Bianca, Daniela - meinen Freunden, denen ich nur wenig oder gar keine Zeit widmen konnte.
An die Redaktion von Gamers.de, welcher ich versprach Tests zu schreiben und sie wochenlang warten mussten.
An das Team von vBulletin-Germany, welche ich bei den Übersetzungsarbeiten von vBulletin 4.0 nicht unterstützen konnte.
An alle die ich nicht namentlich erwähnte und doch enttäuscht, verärgert oder gekränkt habe.
Ich konnte oder wollte meine Energie aber nicht für diese Projekte aufbringen, ich wollte nichts damit zu tun haben, ich wollte nicht daran denken und nur die innerliche Leere auffüllen.

Ja, schlussendlich ist mir das gelungen. Ich liebe dich Schatz samt der Kleinen. Ihr bringt mir so viel Freude und Energie zurück, ein Gefühl von Daheim und Familie. Danke!

Doch all dieses Kämpfen und das "sich-gehen-lassen" hat auch dazu geführt, dass ich noch etwas außer Acht gelassen habe - meine Gesundheit.
Fast täglich ein Bier, rund 30 Zigaretten am Tag, kaum Bewegung und auch ansonsten nicht auf die kleinen oder größeren Anzeichen geachtet.
Die Bilanz zum heutigen Tag, 23 1/2 Jahre alt, Milz und Bauchschlagader stark vergrößert, ein auf Golfball angeschwollener Lymphknoten linke Axilla, eingeschränktes Lungenvolumen, verdicktes Blut und einige Blutwerte wie jene eines Lebrakranken. Die Diagnose Karzinom klingt wiedermal in meine Ohren, es war ja jetzt einige Jahre mal still, was will man mehr. Diesesmal mittendrin statt nur dabei.

Es ist also Zeit für eine Veränderung - "Change" - jetzt oder nie!

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