Freitag, 17. April 2015

Britannica & ich



Story: 33 Tausend Seiten, 44 Millionen Wörter, 10 Milliarden Jahre Geschichte - und 1 Mann, besessen von dem Wunsch, das Wissen der Welt zu erobern. A.J. Jacobs macht sich auf, die Encyclopaedia Britannica von A bis Z zu lesen: Goethe und Pythagoras, die Auster und ein Pantoffeltier, alles wird angeschaut und mit geistreichen Kommentaren versehen. "Britannica & ich" ist die Geschichte eines tollkühnen Unternehmens.

Meinung:
Die "Encyclopaedia Britannica" ist eines der renommiertesten und umfassendsten Nachschlagewerke des Planeten. Die Printausgabe bestand zuletzt aus 32 Bänden bevor sich der Verlag 2012 entschieden hat, vollständig auf eine digitale Veröffentlichung zu setzen. Man kann sich also ungefähr vorstellen, welche schier unmögliche Aufgabe es zu sein scheint, all dies Wissen aufzunehmen. Der Autor und Redakteur des "Esquire", A.J. Jacobs, hat genau das getan. Ganz so neu ist die Idee nicht, hatte doch Jacobs Vater schon zuvor versucht, sein Allgemeinwissen drastisch zu vermehren. Nachdem sich der Autor die Unterstützung seiner Frau und seiner Freunde geholt hat, ging es los. Aufeinander gestapelt lagen nun 1,25 m Wissen vor dem New Yorker.

Jacobs beginnt natürlich mit dem ersten Band und dem Wort A-ak, der erste Verweis auf ein späteres Wort. Das restliche Buch ist nach demselben Prinzip aufgebaut. Zu einem bestimmten Stichwort aus der Britannica liefert der Autor neben einer kurzen Erklärung meistens auch persönliche Anekdoten aus seinem beruflichen oder privatem Umfeld. Bei weiteren Stichworten greift er auf seine Erinnerungen in der Kindheit und Jugend zurück.

Der Leser erfährt zum Beispiel, dass Leonardo von Pisa, besser bekannt als Fibonacci, nicht nur ein genialer Mathematiker war, sondern seine These anhand sich vermehrender Kaninchen aufstellte. Das Kapitel über Norditalien hat zwar viele Informationen parat, ersetzt aber keinen Sprachführer. Bei seiner Reise nach Italien fallen jedoch Jacobs Freunden bereits auf, das er bei jeder Gelegenheit mit seinem neu erworbenen Wissen glänzen will. Dass dies auch zu einer Belastungsprobe werden kann, ist nur verständlich.

Das Experiment Britannica erweitert sich später noch um die TV-Komponente, nachdem sich der wissbegierige Autor bei "Who Wants to Be a Millionaire?" (US-Ausgabe von "Wer wird Millionär?") anmeldet.

Beim Lesen des Buches kommt man immer wieder ins Staunen. Viele Details, welche man entweder gar nicht wusste oder falsch in Erinnerung hatte, werden korrekt ins Gedächtnis gerufen. Eine Zeitlang kann man sogar mit diesem Wissen glänzen - und das obwohl man ja gar nicht selbst die Enzyklopädie liest. Durch die zahlreichen, persönlichen Anekdoten liest man gerne weiter und kann schon gar nicht erwarten, welche Geschichte zum Beispiel hinter "Triumvirat" steckt.


Fazit:
Wenn doch nur Wissensvermittlung immer so amüsant und abwechslungsreich wäre wie in diesem Buch. So irrwitzig die Idee auch erscheinen mag, eine Enzyklopädie zu lesen, so toll aufbereitet wie hier, macht es Lust auf mehr.
Zuerst erschienen bei Splashbooks

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