Montag, 20. April 2015

Darum



Story:
Stell dir vor, es ist Mord, und keiner glaubt dir. So geht es dem allseits beliebten Journalisten und Gerichtsreporter Jan Rufus Haigerer, der eines Abends einen Menschen niederschießt, um sich gleich darauf in die Hände der Justiz zu begeben. Dort will man ihn allerdings als Mörder partout nicht in Frage kommen lassen. Dennoch versucht er mit allen Mitteln, endlich für seine Tat verurteilt zu werden. Doch sein Wille zur Sühne wird durch das unerbittliche Wohlwollen der Mitmenschen auf eine harte Probe gestellt …

Meinung:
Es verübt jemand einen Mord, gesteht die Tat und dieser Person wird nicht geglaubt. Klingt ziemlich an den Haaren herbeigezogen oder? Ist es leider auch größtenteils.

Ein beliebter Journalist ist von seinem Beruf gelangweilt, in der Beziehung funktioniert es auch nicht mehr richtig und auch sonst ist Daniel Glattauers Figur kein wahrer Frohmut. Aufenthalte in dunklen Spielunken wie "Bob's Coolclub" werden als Recherche für Reportagen abgetan, doch in Wirklichkeit schmiedet Jan Rufus Haigerer einen irrwitzigen Plan.

Er erschießt einen wildfremden Mann mit roter Jacke in einer Bar. Das Chaos nimmt also seinen Lauf. Zuerst gibt sich Haigerer noch als interessierter Journalist, der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Durch sein gutes Verhältnis zum Ermittler Tomek schöpft auch erstmals niemand Verdacht. Am nächsten Morgen gesteht Mörder seine Tat und zu Beginn will ihm niemand glauben. Er als angesehener Journalist soll einen anderen Menschen getötet haben? Eine absurde Vorstellung.

Doch langsam nimmt alles seinen Lauf, Haigerer sitzt in Untersuchungshaft und wie es der Zufall will, verguckt er sich in die Untersuchungsrichterin Helena Selenic. Die folgenden Szenen behandeln den Gefängnisaufenthalt des Täters bis hin zur Gerichtsverhandlung.

Daniel Glattauer lässt seinen Antihelden in ironischer und salopper Ich-Form erzählen. Streckenweise vermutet man, dass Haigerer unter Drogeneinfluss wäre oder einen Traum erleben würde. Als dann die Romanze mit der Untersuchungsrichterin beginnt, wird die Erzählung teilweise sehr poetisch.


Während hier der österreichische Autor seine Stärken ausspielt, lässt leider die Handlung zu wünschen übrig. Zu konstruiert, teils zu vorhersehbar agieren die Protagonisten. Die Erklärung für die Tat wird schlussendlich ziemlich schnell abgehandelt.

Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, ist seit 1985 als Journalist und Autor tätig. Vor allem durch seine "Einserkastl"-Kolumne auf dem Titelblatt der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" erhielt er nationale Beachtung. Neben "Darum" wurde auch bereits Glattauers Roman "Der Weihnachtshund" verfilmt.

Fazit:
Glattauer lässt seinen Protagonisten Jan Rufus Haigerer in Anlehnung an Kafkas "Prozess" eine Gefühlsachterbahn erleben. Langatmige und dann doch wieder ironische, unterhaltsame Passagen halten sich die Waage. Sicherlich kein erzählerisches Meisterwerk, dennoch für Krimifans eine zufriedenstellende Lektüre.
Zuerst erschienen bei Splashbooks

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